Ein Käfig voller Narren: Südkurier 8.11.2017

von Wolfgang Trübsand

Südkurier 8.11.2017

07.11.2017 | von von Sabine Naiemi
Ein Käfig voller Narren

Villingen-Schwenningen – Das Theater am Turm wird zum Käfig voller Narren. Das nächste Stück steht auf dem Programm, die Premiere ist am Freitag, 10. November, um 20 Uhr. Jörg Kluge, alias Horst, rauscht auf die Bühne – auf Stöckelschuhen und im Abendkleid, herausgeputzt wie eine Diva, die er als Zaza in dem Stück ja auch verkörpert. Das Bühnenbild – in dem Georg (Peter Horn) gerade nervös herumtigert – strotzt vor Chichi: Kissen, Felldeckchen, auf dem Kamin thront der goldene Mops neben dem Sektkühler. Das typische Wohnzimmer eines schwulen Pärchens also, das auch noch als Zieheltern eines jungen Mannes fungiert.
Eine ganz normale deutsche Alltagsszene? Mitnichten. Es ist eine Szene aus dem Stück „Ein Käfig voller Narren“, 1973 geschrieben von Jean Poiret. Seither ist dieses Werk, sowohl als Theaterstück als auch als Musical Kult. „Wir führen aber nicht das Musical, sondern die Kammerversion auf“, erklärt Verena Müller-Möck, während sie gerade liebevoll Nippes arrangiert. Sie führt Regie, zeichnet für Bühnenbild und Produktionsleitung verantwortlich.
Die Geschichte selbst ist bekannt: Seit über 20 Jahren sind Georg, der Besitzer eines Travestie-Nachtclubs und seine große Liebe Horst, der allabendliche Bühnenstar Zaza, ein Paar. Die beiden ziehen liebevoll Daniel auf, der aus einer einzigen Affäre Georgs mit einer Frau stammt. Als Daniel verkündet, dass er Magdalena – eine Frau – heiraten möchte, entfacht er eine mittelschwere Krise. Perfekt wird die Katastrophe, als sich die erzkonservativen, „anständigen“ zukünftigen Schwiegereltern zum Kennenlernen ankündigen.
Mit fortschreitender Stunde am bewussten Tag wird das Überspielen der Heimlichkeiten immer komplizierter – die Katastrophe nimmt verwirrt, verirrt und verplappert ihren Lauf. Was wird am Ende siegen? Hoffentlich das Herz. Das Ende der Geschichte ist allgemein bekannt. Bis zum Ende im Theater am Turm darf man sicher gespannt sein, denn es wäre nicht das bekannte Ensemble, wenn da nicht ein paar Überraschungen eingebaut wären. Nichtsdestotrotz ist das Stück nach wie vor ein Appell für gegenseitige Achtung, Respekt und Toleranz.
Die Darsteller sind Peter Horn als Nachtclubbesitzer Georg und Daniels Vater, Jörg Kluge als Horst, Bühnenstar Zaza und Ziehmutter Daniels, Marc Eschrich als Daniel, Christine Hembach als Simone, die leibliche Mutter Daniels, Hausangestellte und Mädchen für alles ist Benjamin Zirnstein als Jakob, Ursula Koch stellt Carola von Hirschfeld dar, Werner Bornhold ist Eduard von Hirschfeld, Lilian Bochmann spielt Magdalena, Christian Lewedei ist Metzger und Mercedes, der verkannte Bühnenstar, Monika Rothbauer stellt die sensationslustige Fotografin Carla dar.

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